die Marktgemeinde
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Frühe schriftliche Erwähnungen sind mit Vorsicht zu betrachten, weil es in Niederösterreich zahlreiche Orte dieses Namens gibt; ob also „villa Brunna“, in dem Kg. Heinrich V. 3 Königshufen 1108 an Hedenricus (Haderich 11. v. Schwarzenburg-Nöstach) schenkte, mit unserem Brunn identisch ist, ist zweifelhaft. Um 1168/86 erfolgt die 1. ziemlich sichere urk. Erwähnung im Klosterneuburgcr Traditionskodex. Die Siedlung gehörte zur Hft. Mödling und stand damit im Obereigentum des babenbergischen, später habsburgischen Landesfursten. Wirtschaftliche Prosperität, vor allem durch den Weinbau, erzeugte politisches Gewicht, das sich nicht nur durch die Führung eines eigenen Siegels, sondern auch in der weitgehenden Unabhängigkeit von der dem Recht nach weiterhin für Brunn zuständigen Pfarre Mödling äußerte. Als die Hft. Liechtenstein-Mödling 1611/13 an die Familie Khevenhüller kam, bedeutete dies für Brunn das Ende der Herrschaftsrechte des Landesfürsten. Seit 1754 führt Brunn offiziell die Bezeichnung „Markt“, obwohl nie eine Markterhebung stattfand und unter K. Josef II. wurde St. Kunigund eine selbständige Pfarre. 1938—1954 wurde Brunn dem benachbarten Wien als Teil des 24. Gemeindebezirkes Mödling eingemeindet, seit 1954 ist es wieder selbständige Marktgemeinde.
„….Der 3. Turm des Marktes, wohl der wehrhafteste von allen, befand sich bis 1944 im Hof des THURN-, TURM- oder DÖRRHOFES (Leopold-Gattringer-Stralle 42; St.-Josefs.Heim). Der 5gesch., 17 m hohe Turm aus Bruchsteinmauerwerk, mit Hausteinkanten und einem Wehrgang, wurde — wie auch andere Teile des Hauses — bei einem Bombenangriff im August 1944 schwer beschädigt, und seine Reste mußten nach dem Krieg abgetragen werden. Eine Gedenktafel an dem heute an seiner Stelle befindlichen Neubau weist auf ihn und auf die Opfer dieses Angriffes hin. Es ist wahrscheinlich, daß dieser Hof der Sitz des 1223 bis 1232 bezeugten Ritters Dietrich v. Brunn war. Vor 1418 befand er sich im Besitz der Adelsfamilie der Eckartsauer und dürfte schon damals Zentrum eines großen Besitzes gewesen sein; noch E. d. 17. Jh.s gehörten 29 Häuser in Perchtoldsdorf zur Hft. Thurnhof in Brunn. Um 1500 besaß ein Hans v. Durn oder Dörr den Hof, im 17. Jh. gehörten er und die Herrschaft dem Juristen Dr. Johann Baptist Suttinger, der ab 1649 das Adelsprädikat „von Thurnhof“ führte und 1662 hier verstarb. Zu seiner Zeit besaß der Hof eine Barbarakapelle, die später auch öffentlich zugänglich war und die sich, in veränderter Form, bis heute erhalten hat.
1808 erwarb Fürst von Liechtenstein, der Inhaber der Brunncr Grundobngkeit Mödling-Liechtenstein. das Gebäude, 1906 wurde es dem „Brunner Mädchenheim‘ zur Verfiigung gestellt. Seit 1916 liegt die Betreuung der hier untergebrachten Mädchen bis heute in den Händen der „Kongregation der Schwestern vom hl. Josef“, der das Haus heute auch gehört; es dient dieser weiterhin als Heim für Lehrmädchen.
Die langgestreckte, 11 achs. Straßenfassade weist durchwegs eine einfache Putzfeldgliederung auf; während wir im Erdgeschoß glatte Lisenen zwischen den einzelnen Fensterachsen antreffen, sind es im Obergeschoß rustizierte Lisencn, außerdem werden hier die Fenster durch Putzfelder über und unter ihnen betont. Das etwas aus der Mitte verschobene große rustizierte Rundbogenportal trägt über dem Torbogen das Liechtenstein-Wappen mit Fürstenhut, das nach 1808 hier angebracht wurde; darüber betont ein Doppelfenster die Eingangsachse. Ganz außen sieht man im Erdgeschoß statt eines Fensters eine Scharte — ein Hinweis auf das hohe Alter des Gebäudes. Ein einfaches Dach betont die Blockhaftigkeit des Baues. Durch die gewölbte Einfahrt gelangt man links zu dem Stiegenaufgang mit einem schönen, 1757 datierten Schmiedeeisengitter und in den Hof; der rechte Trakt mit dem vorkragenden Obergeschoß ist noch älteren Datums, der linke wurde nach dem Krieg fast völlig erneuert bzw. an der Stelle des ehem. Wehrturmes neu erbaut. Das Innere des Gebäudes ist fast zur Gänze modernisiert und erneuert.
( Burgen u. Schlösser in NÖ – zwischen Mödling, Purkersdorf u. Klosterneuburg- Birken- Verlag, 2. Auflage 1988- Seite 14 bis 17). Mit Bilder